Die Anfänge der Tscherkessen in Europa
In den späten 1960er-Jahren begannen viele Tscherkessen, die über Generationen hinweg in der Türkei lebten, nach Europa auszuwandern. Sie ließen sich in verschiedenen europäischen Ländern nieder und bildeten mit der Zeit eine lebendige Diaspora-Gemeinschaft. Heute leben schätzungsweise rund 50.000 Tscherkessen in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, der Schweiz und Österreich. Auch wenn es keine offiziellen Statistiken gibt, haben sich über die Jahrzehnte starke kulturelle Netzwerke entwickelt, die das tscherkessische Erbe in der europäischen Diaspora bewahren und weitergeben.
Die Gründung der ersten Vereine
Der erste „Kaukasische Kulturverein“ wurde am 22. September 1968 von tscherkessischen Emigranten in München ins Leben gerufen. Dieses Ereignis markierte den Beginn einer organisierten tscherkessischen Gemeinschaft in Europa. Wenige Jahre später, im Jahr 1974, entstand in Schwelm der erste Verein, der ausdrücklich den Namen „Tscherkessischer Kulturverein“ trug. Beide Initiativen legten den Grundstein für eine bis heute wachsende Vereinsstruktur, die Kultur, Sprache und Geschichte der Tscherkessen in Europa sichtbar macht.
Der Weg zum Weltkongress der Tscherkessen
Ein bedeutender Meilenstein in der europäischen Diaspora war die Initiative von Fathi Radjap und Ehsan Saleh, die die Gründung eines internationalen Zusammenschlusses tscherkessischer Organisationen anstrebten. Ihr Engagement führte zur Einberufung des ersten „Weltkongresses der Tscherkessen“, der vom 19. bis 21. Mai 1990 in den Niederlanden stattfand.
An diesem historischen Treffen nahmen Delegationen aus Syrien, Jordanien, der Türkei, den USA, Deutschland, den Niederlanden sowie aus dem Kaukasus teil. Ziel war es, die über Kontinente verstreuten Tscherkessen miteinander zu verbinden, den Austausch zu fördern und gemeinsam die Bewahrung der kulturellen Identität zu sichern. Im Anschluss an diese Entwicklungen wurde im Jahr 1991 die Föderation der Tscherkessischen Kulturvereine in Europa offiziell in München gegründet.
Der Dachverband „Duneypso Adyge Xase“
Aus dem Weltkongress ging schließlich der Dachverband „Duneypso Adyge Xase“ hervor – zu Deutsch „Weltverband der Tscherkessen“. Heute hat dieser seinen Sitz in Nalchik, der Hauptstadt der Kabardino-Balkarischen Republik im Nordkaukasus. Der Verband versteht sich als Bindeglied zwischen den tscherkessischen Gemeinschaften weltweit und setzt sich bis heute für die Förderung der Kultur, der Sprache und der internationalen Zusammenarbeit der Tscherkessen ein.